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The Golden NFT Project
Freedom of movement is a capitalist right!
Wir leben in einer Welt, in der auf der einen Seite Milliarden in Finanzprodukte investiert werden und zugleich Menschen vor Krieg und Hunger fliehen. Kapitalismus und Nationalismus bilden die Säulen unserer politischen Systeme und sind zugleich Ursache für immer weiter eskalierende Ungerechtigkeiten.
Doch was passiert, wenn man sie miteinander kurzschließt? Was, wenn Bewegungsfreiheit, wenn Menschenrechte zu einem USP werden und nationale Grenzregime weggehandelt werden können, wie in einem Casino?
Zusammen mit internationalen Künstler*innen – Nora al Badri, Sibylle Berg, !Mediagroup! Bitnik, Liat Gravyer, Nadine Kolodziey, Felix Kosok, Gretta Louw, Rui Major, Volker Behrend Peters, Tayyebeh Rasouli, Milat, Yaser und Mahmoud vom reFOCUS medialab, Jill Senft, UBERMORGEN, Nushin Yazdani, Yes Men und Laura Zalenga – haben wir dieses Experiment aufgebaut.
Wir sind bis zum Hals in die magische Welt der NFTs eingetaucht, Zertifikate auf der Blockchain mit denen sich unter anderem digitale Kunst handeln lässt. Wir haben damit spekuliert, dass dieser Nieschenmarkt eine solche Wucht entwickelt, dass wir ausreichend Geld zusammenbekommen könnten, um sogenannte Goldene Visa für eine afghanische Familie zusammenbekommen würden. Was ist das denn, was sich hinter diesen kryptischen Begriffen verbirgt?
NFTs, Non-Fungable Tokens, sind wie gesagt eine Art digitale Zertifikate, sowas wie Geburtsurkunden oder Kaufverträge, nur bestehen sie aus Zahlenreihen die wie Bitcoins ausschließlich digital gespeichert werden. Das Buchhaltungssystem ist dezentral gespeichert, es wird auf hunderten und tausenden von Servern kopiert und ständig abgeglichten, so dass es keine Zentralbank oder andere Institutionen braucht, denen man vertrauen muss. Das ist das neue an der Cryptowelt: es ist rein digital und dezentral. Mit den NFTs ist nun eine Blase entstanden, die viele neue Versprechen mitbringt – etwa, dass bei jedem Weiterverkauf die Künstler*innen weiter beteiligt werden können, ganz automatisch. Dass man nicht mehr abhängig von großen Galerien sei, oder von Streaminggiganten wie Spotify, die Preise und Gebühren zentralisiert abwickeln. Die Hoffnung besteht, dass sich neue Communities bilden, dass man Performances verkaufen und handeln kann, dass ganz neue Gernes sich ausbilden können, weil die konservativen Gatekeeper ausgehebelt werden. Doch zugleich kostet die Berechnung der Server unheimlich gruselige Energiekosten und noch ein Teufel versteckt sich in diesem Markt: Hedgefonds haben hier die Möglichkeit gefunden, fiktiven Wert aus dem nichts zu schaffen und eigene Spekulationsblasen aufzubauen. Unsummen an Geld fließen also teilweise in Absprache mit Künstler*innen in ihre Kunstwerke um schlicht und einfach Geld hin und her zu schieben, so die Kritik.
Und goldene Visa? So nennt man Gesetzeslagen in Ländern, die einem ein Visum anbieten, wenn man in das Land investiert. Gerade Länder wie Portugal, Griechenland oder Spanien brauchen nach der Austeritätspolitik der Weltbank und der neoliberalen Privatisierungswellen dringend ausländische Investitionen, um das Bruttoinlandsprodukt hochzuhalten. Man kann also in Fonds investieren, in Immobilien oder Unternehmen gründen. Wer Geld hat, kommt rein, wer vor Krieg und Hunger leidet, muss sein Leben riskieren, um eventuell in Europa ankommen zu dürfen.
Als wir im Sommer 2021 auf Lesbos Geflüchtete kennenlernten, entstand die Idee, mit Ihnen dieses Experiment zu wagen: was ist, wenn wir es schaffen können, genug Geld mit NFTs zu machen, dass sie für ihre Familien goldene Visa kaufen können? Was, wenn wir diese beiden zynischen Systeme der Spekulation mit Geld und mit Menschen kurzschließen können?
Das Ergebnis, findet ihr auf https://GoldenNFT.eu
Wir bauten einen Twitterkanal und einen Discord Channel auf und legten los. Wie ihr im Video vorgerechnet bekommt, war das Ziel zunächst, etwa 600.000 Euro zusammen zu bekommen, um die erste Familie nach Deutschland zu holen.
Und, wir scheiterten. Naja, zumindest nicht ganz – immerhin schafften wir es, digitale Zertifikate im Wert von umgerechnet 100.000 Euro zu verkaufen. So viel haben wir bisher für keine unserer Aktionen einsammeln können!
Wir wollen es also weiter probieren, wir wollen versuchen Wege zu finden, wie wir damit Milats Familie nach Deutschland holen können. Sollte uns das nicht gelingen, werden wir das Geld spenden, an Organisationen, die die Welt ein bisschen besser machen.