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Im PR-Krieg mit der Bundeswehr
Der neue Rekrutierungsfeldzug der Bundeswehr ging uns eindeutig zu weit. Wir haben deshalb eine Gegenkampagne gestartet, die der glorifizierenden Werbeästhetik einige verstörende Fakten aus der Realität von Soldat*innen der Bundeswehr entgegenstellt.
Im November 2015 startete die Bundeswehr eine groß angelegte Rekrutierungsoffensive. Mit über 30.000 Postern in allen deutschen Städten, mit hochwertig produzierten Werbevideos und einem Gesamtbudget von 11 Mio. Euro verbreitete die Kampagne auf penetranteste Weise die Mär vom coolen Beruf als Soldat*in.
Die Botschaft ist einfach: werde Soldat*in und Du bekommst Spaß, Abenteuer, Kameradschaft, Panzer und einen Sinn im Leben. Mit einer hippen Hochglanzästhetik und jugendlich-coolen Sprüchen sollen besonders junge Menschen angesprochen werden. Damit setzt die Bundeswehr eine Strategie fort, die seit dem Ende der Wehrpflicht im Jahr 2011 immer stärker intensiviert wurde: weil sich Erwachsene kaum noch für den Dienst als Soldat*in interessieren, umwirbt man Jugendliche – in Schulen, bei Sportevents und Musikveranstaltungen.
Nervenkitzel beim Minentauchen, Kameradschaft in der Truppe, hochmoderne Technik und das Gefühl, etwas Gutes zu tun – der Job als Soldat*in ist angeblich abwechslungsreich, anspruchsvoll und motivierend. Doch in den aufwendig produzierten Werbevideos der Kampagne bleiben einige Dinge ungesagt: die Ausbildung zum Töten, die hohe Quote von Soldat*innen, die aus dem Auslandseinsatz mit posttraumatischen Belastungsstörungen zurückkehren, der starke Sexismus in der Truppe und die rechte Gesinnung unter einigen Kamerad*innen.
Wir wollten der Erzählung der Bundeswehr einige Fakten aus der Realität entgegenstellen und haben eine Antikampagne gestartet. Innerhalb nur eines Tages hatten wir über 150.000 Besucher auf unserer Webseite, landeten in den Suchergebnissen von Google noch vor der Originalseite und hatten eine Flut von Interviewanfragen, Blogbeiträgen und Zeitungsartikeln. Offensichtlich waren wir nicht die Einzigen, die von der Kampagne der Bundeswehr genervt waren.
Diese Kampagne ist im Rahmen der Kooperation Die Populistinnen mit dem Theater Dortmund entstanden.