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HAHAHA - Wir haben die Frankfurter Buchmesse geprankt!
Mit einer Art Spotify-Modell für Buchlizenzen sind wir auf der Frankfurter Buchmesse 2023 mit Verlagen in Verhandlungen getreten.
Auf der Frankfurter Buchmesse haben wir unser fingiertes KI-Unternehmen eingeschleust und einen Messestand angemietet. Die Cover-Story: Wir generieren Bücher auf Grundlage deines Amazon Warenkorbs und der Daten, die Amazon über dich gespeichert hat. Damit schreiben wir dir deine persönliche Variante von bereits bestehender Literatur, von Klassikern wie Moby Dick bis zu zeitgenössischer Literatur. Wir gehen davon aus, dass dein Konsumverhalten dich bestens kennt und Geschichten an dich und dein Leben anpassen kann – ein ganz neuer Zugang zu Literatur. So weit so fake.
Medien fielen auf das Startup hinein
Man muss scheinbar einmal laut KI rufen und alle sind begeistert. So haben Medien – darunter der DLF und der Hessische Rundfunk – über unser Startup berichtet. Da es keine investigativen Stücke sondern Berichterstattung auf der Buchmesse waren, ist das nicht erschreckend – unser Unternehmen war schließlich glaubwürdig repräsentiert. Jedoch empfinden wir es in der generellen journalistischen Berichterstattung zu KI als schade, dass kaum kritische Fragen zu Firmenstrukturen, Datenschutz, Open Source Software oder anderen Standards gestellt werden.
Offene Verhandlungen, kaum Know How zu künstlicher Intelligenz
Mit Fachverantwortlichen von über 30 Verlagen führten wir Gespräche mit dem Ziel lizensierte Texte zu bekommen, um diese in unsere KI-Software einspeisen zu können. Gelockt haben wir mit einem ausgeklügelten Urheberrechts-Token-System, mit dem Autor:innen und Verlage die genutzten Textbausteine nachvollziehen können und Anteile ausgezahlt werden sollen. Verlage ließen sich auf Verhandlungen ein, obwohl wir mehr und mehr klarmachten, dass unser Unternehmen darauf ausgerichet war, die Verlagswelt in eine Abhängigkeit zu treiben – so wie es mit Amazon schon einmal passiert ist. Wir wollten die Frage aufwerfen, wie das eigentlich sein kann und vor allem, ob es sich wiederholen wird.
„Gerade beobachten wir den Trend, dass große Unternehmen ungehindert wachsen und uns alle abhängig machen.” sagt Luca Wagner, CEO von Amazing Books. “Sei es Elon Musk mit Twitter, wo alle bleiben, obwohl es gefährlich rechtsextrem abrutscht, Amazon mit ihren Servern, Versandstrukturen und Onlinehandel oder Google und Co. Wir brauchen Wege, wie wir Macht in der Wirtschaft im Sinne von „Checks and Balances“ dezentralisieren können.”
Das Ergebnis des Experiments war ernüchternd: natürlich waren die Gespräche offenherzig, was im Messekontext menschlich und professionell nachvollziehbar ist. Doch gab es an dem Versuch, die Verlage offensichtlich in eine dauerhafte Abhängigkeit zu treiben, keine erkennbare Gegenwehr. Vielmehr wurde deutlich, dass eine orientierungslose Neuland-Haltung vorherrschte.
Wir müssen uns wehren – gegen mächtige Unternehmen, nicht gegen KI
„Ich liebe künstliche Intelligenz, am liebsten würde ich schon beim Frühstück mit meinem Toaster über den Sinn des Lebens philosophieren. Aber wenn das nicht gemeinnützig passiert, wenn wir Amazon nicht zerschlagen, wird mir dieser Toaster sehr unsympathisch“, sagt Luca Wagner, CEO von Amazing Books.
Die Dystopie einer hochrationalen KI, die Menschen abhängig macht und als Ressource ausbeuten wird, ist eine Projektion: Hier geht es um die empfundene Ohnmacht gegenüber große Unternehmen.
Wir möchten uns bei den lieben Menschen entschuldigen, die mit strahlenden Augen auf unseren Prank hereingefallen sind. Wir wollten verstehen und entdecken, warum wir uns oft viel zu spät gegen mächtige Player organisieren. Sie ersticken eine demokratische Kultur im Keim: KI ist super, aber gegen zu zentralisierte Strukturen sollten wir wehrhaft bleiben.