Supermärkte klauen – wir klauten zurück
Die vier großen Discounter Lidl, Edeka, Aldi und Rewe bestehlen täglich ihre Produzent*innen, denn sie verhindern Gewerkschaften, zahlen Hungerlöhne und befördern die Verletzungen von Menschenrechten. Solange es keine Gesetzesänderung gibt, wird das auch so bleiben. Deshalb haben wir für einen Monat die Ausbeutung symbolisch umgekehrt. Wir haben gezielt Produkte geklaut und das Geld dafür dorthin gegeben, wo es hingehört: an Gewerkschaften im globalen Süden.
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Bananen
Ecuador
Wir lieben Bananen! In Europa und Nordamerika sind sie das meistverspeiste Obst, und damit Lebensgrundlage für Menschen in Anbauländern wie Ecuador - wenn die Löhne fair wären.
1,29€/kg -
Tee
Indien
Tee hat eine Jahrtausende alte Tradition und eine Jahrhunderte alte Geschichte der Ausbeutung, die noch aus der Kolonialzeit stammt und uns bis heute eine billige, goldbraune Tasse beschert.
0,79€ -
Blumen
Kenia
Rosen sind ein Symbol der Liebe. In Kenya sind sie gleichzeitig ein Symbol für Wassermangel und durch Abwässer und Pestizide vergiftete Böden.
1,99€ -
Schokolade
Ghana
Über 9kg Schokolade essen Deutsche pro Jahr. Die Menschen, die den Kakao dafür anbauen, leben in absoluter Armut, auf den Farmen müssen Millionen Kinder arbeiten.
0,69€ -
Wein
Südafrika
Egal ob Frischobst oder alkoholisches Getränk. Der Wein aus Südafrika kommt in jeder Form aus gleichermaßen katastrophalen Anbaubedingungen.
5,99€ -
Tomaten
Italien
25 kg vertilgen Deutsche pro Jahr, Ursprungsland ist Italien. Doch die Menschenrechtslage auf den europäischen Plantagen ist kein Stückchen besser als auf anderen Kontinenten.
1,19€ -
Kaffee
Honduras
Die Deutschen lieben Kaffee, nicht umsonst sind sie der zweitgrößte Importeur auf dem Weltmarkt. Bedeutet das, dass die Lebenssituation der Kaffeebauern gut ist? Leider nicht.
3,99€ -
Orangensaft
Brasilien
Der beliebteste Fruchtsaft der Deutschen besteht zu großen Teilen aus Ausbeutung: Hungerlöhne, Diskriminierung, extremer Pestizideinsatz, Verhinderung von Gewerkschaften.
0,99€
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Deutschland geht Klauen
Discounter stehlen Menschenrechte. Wir stehlen zurück - und bezahlen die Richtigen. Das Geld, das wir nicht an die Supermärkte zahlen, geht an Organisationen, die sich für die Einhaltung von Arbeits- und Menschenrechten in den Produktionsländern einsetzen.
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How To Snatch
Bist du der sportliche Typ und rennst so schnell du kannst? Oder versuchst du es lieber möglichst unauffällig? Vielleicht bastelst du dir dein eigenes Equipment zum Klauen? Wir stellen dir verschiedene Varianten vor, um möglichst effektiv zu klauen.
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Klauen (Ist Sabotage)
Das Musikvideo zu Klauen (Ist Sabotage) von The Raccoons wurde mit der freundlichen Unterstützung von Kaufland, Rewe, Lidl und Netto in vier Supermarkt Filialen gedreht. Hier kannst du dir den Song als mp3 herunterladen.
Warum geht Deutschland klauen?
Deutschland geht klauen. Die Discounter führen einen Preiskampf um die billigsten Lebensmittel und klauen dafür den Menschen, die die Produkte herstellen, ihre Würde. Sie lassen unter menschenunwürdigen Bedingungen produzieren, sie lassen Menschen dafür leiden, damit wir als Konsument*innen billig einkaufen können.
Deutschland geht klauen. Wichtigste Komplizin von Rewe, Aldi, Edeka und Lidl ist die Bundesregierung. Sie weigert sich Gesetze zu erlassen, welche die Menschenrechte der Produzent*innen schützen und die Discounter zur Rechenschaft ziehen.
Deutschland geht klauen. Auch wir sind Kompliz*innen. Denn jedes Mal, wenn wir die Produkte der Discounter kaufen, machen auch wir Konsument*innen uns schuldig. Wir machen uns unfreiwillig schuldig, weil wir keine Wahl haben. Zwar können wir uns bei wenigen Produkten für die Fair-Trade-Variante entscheiden, doch das zeigt uns vor allem, dass die große Mehrheit unserer Konsumgüter, mit den Worten der UN gesprochen, auf moderner Sklaverei basiert.
Deshalb waren wir jetzt richtig klauen. Für die Rechte der Menschen, die unsere Lebensmittel produzieren. Das Geld, das wir dabei nicht an Supermärkte zahlen, geben wir stattdessen Gewerkschaften und Organisationen, die sich für die Rechte der Erzeuger*innen einsetzen.
Denn das, was die Regierung hier zur Zeit tut, ist nicht genug. Der Nationale Aktionsplan Wirtschaft und Menschenrechte setzt auf Selbstverpflichtung der Unternehmen und bleibt dabei unverbindlich. Der Plan benennt zwar die Verantwortung der Unternehmen, verpflichtet sie aber nicht dazu, die Produktionsbedingungen zu verbessern. Demnach ist alles in Ordnung, wenn sich nur die Hälfte aller Unternehmen nicht an Menschenrechte hält und die andere Hälfte lediglich erklären kann, warum sie sich nicht tut.
Deshalb treten wir den Rechtsstaat mit Füßen, bis er in die Pötte kommt. Wir müssen Unternehmen in Deutschland verklagen können, wenn sie uns Produkte anbieten, für die andere Menschen mit ihren Grundrechten bezahlen. Eine entsprechende Gesetzesvorlage gibt es sogar bereits. Doch fehlt der Wille, sie umzusetzen. Dabei wäre genau ein solches Gesetz auch eine Chance, Fluchtursachen im Ursprungsland dieser Ursachen zu bekämpfen: in Deutschland.
Deshalb geht Deutschland klauen.
Häufig gestellte Fragen
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Wer steckt hinter der Aktion?
Deutschland geht Klauen ist eine Kampagne des Peng! Kollektivs, eine Kunst- und Aktivismusgruppe, die mit unkonventionellen Kampagnentaktiken zivilen Ungehorsam fördert und den öffentlichen Diskurs zu Gunsten der Zivilgesellschaft verschiebt. Rechtliche Verantwortung trägt die Reverse Exploitation GbR.
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Warum habt ihr diese Kampagne gemacht?
Unsere Forderung ist eine gesetzliche Regelung für Menschenrechtliche Sorgfaltspflicht, damit Unternehmen in Deutschland für Menschenrechtsverletzungen verklagt werden können. Ohne sie werden täglich in den Lieferketten und in den Supermärkten Menschenrechte verhandelt. Aber Menschenrechte sind per se nicht verhandelbar!
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Warum nehmt ihr keine Gelder mehr an?
Das Einnehmen von Spendengeldern war nie das primäre Ziel der Kampagne, das war nur ein symbolischer Akt. Geld ist keine langfristige Lösung in der Entwicklungszusammenarbeit. Wichtiger war es uns, Druck auf die Bundesregierung zu machen, damit sie ein Gesetz zur menschenrechtlichen Sorgfaltspflicht in Gang bringen.
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Kümmert sich da nicht schon die Regierung?
Nein. Das sieht gerade so aus, ist aber faktisch nicht so. Der aktuell groß beworbene Nationale Aktionsplan Wirtschaft und Menschenrechte umfasst lediglich eine freiwillige Selbstverpflichtung - und explizit keine gesetzliche Haftung für Unternehmen. Die Regierung simuliert hier Verantwortung und drückt sich um real wirksame Maßnahmen.
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Was und wo sollte denn geklaut werden?
Unsere Kampagne zielt ausschließlich auf die großen Supermarktketten Lidl, Edeka, Aldi und Rewe. Es ging nicht darum, vom Tante Emma Laden um die Ecke zu klauen. Die Produkte beziehen sich in den meisten Fällen auf die jeweilige günstige Hausmarke, doch auch in Markenprodukten steckt oft eine ganze Menge Ausbeutung drin.
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Ich kann doch auch einfach Fairtrade kaufen?
Fairtrade Produkte sind an sich ein guter Ansatz, doch lösen sie das Problem nicht. Für Mischprodukte, wie Schokolade oder Orangensaft, reichen 20% fair gehandelte Inhaltsstoffe, um das Siegel zu erhalten. Der Rest darf unter den gleichen ausbeuterischen Bedingungen produziert werden. Statt die Verantwortung den Konsument*innen zuzuschieben, brauchen wir deshalb eine gesetzliche Regelung.
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Welche Strafe steht auf Ladendiebstahl?
Ladendiebstahl bleibt auch im Rahmen einer politischen Kampagne eine Straftat und wird laut § 242 StGB je nach Warenwert mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. Bei einem Bagatelldelikt von unter 30€ Warenwert ist mit einer kleineren Geldstrafe zu rechnen. Das ist hier keine Rechtsberatung.
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An wen ging das Geld?
Das Geld ging an Gewerkschaften und NGOs, die in den jeweiligen Ursprungsländern der vorgestellten Produkte für die Rechte der Arbeiter*innen und Produzent*innen eintreten. Die Mehrheit dieser Organisationen arbeitet mit uns zusammen. Sie stellen sich hinter die Kampagne und geben gern Auskunft über die Produktionsbedingungen, mit denen sie zu kämpfen haben. Bisweilen geht das Geld aber auch an NGOs, die wir nicht öffentlich nennen können, ohne sie zu gefährden. Wir garantieren jedoch: das gesammelte Geld ist dahin gegangen, wo es hingehört.
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Habt ihr kontrolliert, ob wirklich geklaut wurde?
Nein. Wir können nicht wissen wer klaut und nein, wir haben es auch nicht kontrolliert. Wie auch? Wir konnten bei einer eingegangenen Zahlung nicht nachvollziehen, ob es sich dabei um die Zahlung für geklaute Produkte oder eine einfache Spende handelt.
Kontakt
Fragen, Feedback und Presseanfragen beantworten wir gern telefonisch unter der 01520 7329440 oder per E-Mail unter info@deutschlandgehtklauen.de. Wenn du von der Presse bist, kannst du dir hier unsere Pressefotos herunterladen (photo credit: Ariel Levin).