-
Ricarda J.
Dies ist nicht meine Geschichte, sondern die meiner Mutter. Meine Mutter ist von Arbeitslosengeld 2 abhängig, und ist als Untermieterin bei einem Freund eingezogen, welcher arbeitet. Das örtliche Jobcenter ist seither der Meinung, sie könnte gegen ihre eigene Aussage eine eheänhnliche Gemeinschaft führen. Unangekündigte Besichtigungen lehnte meine Mutter ab, da der Vermieter nicht erlaubt, dass man seine Räumlichkeiten in seiner Abwesenheit betritt. Das Jobcenter widerum lehnte einen abgesprochenen Termin ab. Schließlich wurde ein Termin ausgemacht, wo der Vermieter absagte. Die Behauptung des Jobcenters: Es wird ein neuer Termin ausgemacht. Da der Vermieter nicht da war und der alte Termin damit ad absurdum, hatte meine Mutter angenommen, dieser sei nun komplett abgesagt. Stattdessen aber erhielt sie kurz später eine Versagung der Leistung, wegen Verweigerung der Mitwirkung. Nochmal: Jegliche Absage, jegliche Ablehnung eines unangekündigten Termins basierte auf den Anforderungen des Vermieters, sie hatte darauf keinen Einfluss, musste sich fügen. 3 Monate lang wurden meiner Mutter sämtliche (!) Leistungen gestrichen, das Amt ließ keine abgemachten Termine zu, sie könnte ja etwas "zurechtrücken". Meine Mutter ist chronisch krank und braucht Medikamente, jedoch wurde ihr mit den Leistungen sogar die Krankenversicherung entzogen. Das ist reine Schikane und hat nichts mit Fairness zu tun. Das Amt hätte die Pflicht gehabt, einen Verdacht des Leistungsbetrugs und eine Wohnungsbesichtigung mit einem begründeten Verdacht anzukündigen. Dies ist nicht geschehen.
-
Karin V.
Dank des großartigen Ausbaus des Niedriglohnsektors und der Einführung der umfänglichen Möglichkeiten zur Umgehung sozialversicherungspflichtiger Beschäftigungsverhältnisse für Arbeitgeber hangele ich mich mit Mitte 40 trotz ausgezeichneter Fachkenntnisse seit Jahren von einem Minijob zum anderen ohne tatsächliche Chance auf eine sozialversicherungspflichtige Anstellung und ohne Rücklagen, die mir die private Finanzierung einer Weiterbildung oder Umschulung gestatten würden. Weiterbildungs- oder Umschulungsmaßnahmen wurden mir seitens des zuständigen Jobcenters nicht bewilligt. Wie ich mit Hartz IV und dem zusätzlichen Minibetrag, der mir vom Minijob zusätzlich bleibt, die Anschaffung einer gebrauchten Waschmaschine finanzieren, den Eigenanteil für eine dringend notwendige Zahnsanierung leisten und die Kosten für ebenso dringend notwendige Brillengläser tragen soll, steht in den Sternen. Danke, Deutschland!
-
Ruben Martin P.
Ende 2010 wurde ich arbeitslos und schon nach kurzer Zeit rutschte ich in Hartz IV. Seitdem ist mein Leben nicht mehr was es mal war und es war einmal richtig lebenswert. Der Druck und das ständige "nackt ausziehen" (Kontoauszüge abgeben) macht mich mehr krank, als meine extrem stressige Arbeit zuvor. Hatte in der Zeit von 2012 bis jetzt 3 mal eine Krebserkrankung, neige zu Depressionen. Das kannte ich vorher alles nicht. Einmal fanden sie auf einen Kontoauszug 5 Euro und dafür bekam ich sofort eine Riesenanhörung. Und das, obwohl das vor Hartz IV war. Ich mache Lossparen, 10 Euro monatlich und bekomme von den 120 bezahlten Euro 96 wieder zurück. Und sofort kam schon wieder ein Anhörungsbogen und ein Schreiben, indem wollten sie mir knapp 60 Euro von meinem "Gewinn" (der gar keiner ist, sondern mein Erspartes) abziehen. Hab Widerspruch eingelegt und hoffe, es ist damit erledigt. Der Artikel 1 aus unserem Grundgesetz "Die Würde des Menschen ist unantastbar" wird hier komplett ignoriert und das sollte schleunigst geändert werden.
-
Jennifer S.
2005 wurde ich arbeitslos und hatte dann erst über ein Jahr beim Grünflächenamt für einen Euro pro Stunde extra gearbeitet, die Kollegen waren nett und man hatte doch ein paar Euro extra am Ende des Monats. Mir wurde dann geraten mich doch im Ausland zu bewerben und ich bin seitdem noch nicht zurückgekehrt (2016).
-
John F.
Seit der Agenda, muss ich Arbeit annehmen, die unter eines Menschen Niveau sind. Ich mache gerne meine Hände schmutzig, aber ich möchte dafür auch ordentlich entlohnt werden. Der Mindestlohn ist für mich nur eine Legitimierung der Armut. Als ich mal im Arbeitsamt mit einem darüber sprach und darauf hinwies, dass man sich nur durch Obdachlosigkeit diesem Zwang der "vorgeschlagenen" Jobs entziehen kann. Weil ja bei Verneinung eines prekären Arbeitsverhältnisses Sanktionen zu erwarten seien. Meinte die Dame nur: "ich würde gut nach Russland passen". Ich verließ darauf entsetzt das Büro dieser jungen Angestellten. Danke Schröder! wer hat uns verraten? Richtig!...
-
Fara Q.
Meine beiden Kinder (7 und 9) haben Kontakt zu ihrem getrennt lebenden Vater und sind jedes zweite Wochenende bei ihm zu Besuch. Irgendwann bekamen beide Kinder Post. Sie sollten ihre Schulden beim Jobcenter begleichen... Schulden? Ich hatte doch gar kein ALG2 angemeldet... Und die beiden sind doch gar nicht volljährig. Das JC bleib dabei: die Kinder haben Schulden beim Staat - entstanden irgendwo beim Vater oder beim Jobcenter. Ein fehlerhafter Bescheid sei da gewesen und nun müssten sie ihren Anteil quasi zurückzahlen. Gnädigerweise warten sie aber auch bis die Kinder volljährig sind mit der Rückforderung der Beiträge.
-
Rüdiger Z.
Ich habe mein Leben verloren, es wurde durch die ARGE Spree Neisse zerstört, obwohl Gesetze mich davor schützen sollten. Die ARGE verstoß massiv gegen die Gesetze. Ich lebte auf meinem bezahlten Grundstück in einem winterfesten Wohnwagen. Ich war arbeitslos als ich eine Arbeit ablehnte: Bibliothekar in der Dorfbibliothek, Nettolohn um die 600 Euro. Ich wollte bauen, mich weiter entwickeln.... ich flog aus dem System mit der Begründung, mein Grundstück sei zu groß, ich habe kein Recht mehr auf Stütze. Dennoch zahlten sie weiter auf Dahrlehn, was ich vehement ablente. Die Arbeit die ich bekam, mußte ich auch noch selbst bezahlen, der Arbeitsplatz kostete mich 1200 Euro... nachdem ich dem Arbeitsamt mitteilte das ich Arbeit habe und sie sollten endlich die Zahlungen einstellen, zahlten sie weiter. Nachdem das Arbeitsamt feststellte das ich Arbeit habe wurde mir unterstellt, ich hätte mich nicht gemeldet. Daraufhin schrieb ich zurück, dass ich es sehr wohl tat, meine Antwort wurde nicht beachtet. Ich ging zum Sozialgericht, und dort bekam ich auch kein Recht, die Lügen vom Amt wurden legalisiert und ich war Schuldner, obwohl ich mir nix zu Schulden kommen lassen habe. Das Grundstück was ich verkaufen sollte um wieder ins System zu kommen wurde nachweislich bis heute nicht verkauft. Ich übertrug es meiner Mutter zurück, damals vor 7 Jahren, zog in die Stadt und war ruiniert. Obwohl Gesetze besagen, kann das Grundstück nicht verkauft werden, bleibt man im System. Jetzt bin ich bettelarm, ruiniert, krank und ALG II Empfänger. Danke dafür.
-
Alissa T.
Ich lebe in einer "Bedarfsgemeinschaft", da meine Freundin sich in der Wissenschaft von Zeitvertrag zu Zeitvertrag hangelt. Wir stocken mein Gehalt mit monatlich 20 Euro auf, weil die Mieten in Berlin abartig gestiegen sind und wir sonst keine Krankenversicherung für sie hätten. Ich bin seit 15 Jahren voll berufstätig und verdiene mehr als die Ladies vom Jobcenter, soll mich jedoch regelmäßig dort vorstellen und Eingliederungsvereinbarungen schließen, wozu?! Schikane! Sozialversicherungspflichtige Bedarfsgemeinschaft vs. Nicht unterhaltspflichtig! Scheiß System!
-
David E.
Ich bin in Duisburg geboren, Jahrgang 90 und in Dresden aufgewachsen. Damals in der 4. Klasse fiel mir die Entscheidung schon schwer ob ich die Realschule besuche oder das Gymnasium, habe mich aber aufgrund meiner Freunde für die Realschule entschieden. Ich habe bis zu dem Zeitpunkt auch alles ganz gut allein hinbekommen da meine Mutter auf Montage arbeiten war und ich nur einen Stiefvater nebenbei hatte. Danach habe ich die Ausbildung zum Mechatroniker begonnen und erfolgreich abgeschlossen, obwohl es dann 2009 mit Konzentrationsschwierigkeiten los ging. Ich fing an, mir große Sorgen um meine Gesundheit zu machen, da ich bis Dato keine Ahnung hatte was mit mir los war. Aber schon in der Ausbildung war ich in einem Unternehmen was aus wirtschatlichen Gründen Insolvenz beantragen musste und wo die allgemeine Stimmung der Menschen im Unternehmen immer weiter bergab ging. Anschließend habe ich noch 1,5 Jahre in einem Solarunternehmen in Dresden gearbeitet, wo ich davon ausging, dass es Krisensicher wäre. Aber auch dort zeigte sich, dass die wirtschaftliche Lage die Stimmung im Unternehmen allgemein gedrückt hatte und ich musste danach selbst erstmal eine Auszeit von der Arbeit nehmen. Danach habe ich versucht noch eine Weiterbildung zum Techniker in der Fachrichtung Mechatronik zu absolvieren, wofür ich ein Dahrlehnen für das Meisterbafög beantragen musste um die Weiterbildung zu finanzieren. Die Weiterbildung musste ich bedingt durch Perspektivlosigkeit und Stress abbrechen und habe nun Schulden angesammelt, wobei mir ein Rätsel ist, wie ich diese abzahlen soll. Ich bin derzeit arbeitssuchend, bekomme von der Argentur für Arbeit großen Druck zu spüren, wurde nach zwei nicht wahrgenommen Terminen beim ALG I, noch nicht einmal sanktioniert sondern es wurden gleich Beiträge gestrichen. Nun bin ich soweit eine Umschulung zu beginnen weil ich komplett andere Interessen habe. Habe aber noch die Schulden die ich zu begleichen habe. Weiß jetzt nicht ob mir die Agentur für Arbeit diese Umschulung finanzieren wird und wie es allgemein weiter geht. Aber so kämpft man sich durch.
-
Nabil E.
Als ich das erste Mal in Hartz IV gekommen bin, dachte ich so bei mir: Das Geld liegt weit unter dem Sozialsatz, gehste doch mal zum Wohnungsamt und beantragst Mietbeihilfe. Gab es da aber nicht, da mit Hartz IV die Miete schon abgedeckt ist. Einzig Positives dabei: Beim Wohnungsamt haben sie festgestellt, dass ich zu wenig HartzIV bekommen habe. Also direkt nochmal zur ARGE und nachgefragt. Ich frage mich immer noch, wenn man weit unter dem Sozialsatz leben muss, warum es dann nicht auch noch weitere Hilfe gibt. Mittlerweile hat es sich gebessert, aber es gab eine Zeit, wo ich jedes halbe Jahr einen neuen Arbeitsberater bekommen habe. Habe dann festgestellt, die Leute hatten auch nur 1/2 Jahresverträge, die nicht verlängert wurden. Es ist natürlich sehr effizient, wenn man sich gerade in die Daten eingearbeitet hat den Job an einen Neuen zu vergeben. Manchmal habe ich den Eindruck man will auch gar nicht, dass sich was ändert. Dann endlich eine Umschulung bewilligt bekommen, eine 3jährige Ausbildung zum Altenpfleger. Kurz vor Beginn der Ausbildung fehlten auf einmal Unterlagen über meine Tätigkeit, ca. 3 Jahre waren verlorengegangen. Am selben Tag nochmal alles eingereicht und trotzdem nur die Helferausbildung bewilligt bekommen. Als Helfer immer noch ohne Job, da alle nur die voll ausgebildeten wollen. Bis heute hat man von meinen nachgereichten Unterlagen die fehlenden Informationen nicht in das System eingepflegt. Kurzzeitig mal arbeiten gewesen und musste dann meine Lohnabrechnungen einreichen. Arbeitszeiten der ARGE von 7.30h - 12.00h. Ist natürlich schlecht, wenn man arbeiten geht auch die Zeiten einzuhalten. War dann um 11.45h vor Ort und bin nicht mehr ins Gebäude gelassen worden. Kommentar: "Die Schlange sei so lang, dass ich sowieso nicht mehr drangekommen wäre." Letztens erst wieder Jobangebote bekommen, innerhalb von 3 Tagen 12 Angebote. Jedes in einem seperaten Umschlag und - ich hab kein Plan wie so etwas funktioniert - alle für die selbe Stelle. Im normalen Arbeitsleben wären dies alles Gründe für mindestens eine Abmahnung, wenn sie nicht sogar zur Kündigung führen würden. Ich weis, dass es schwierig ist 450 und mehr Personen zu betreuen, aber da sollte man sich doch mal Gedanken drum machen was verbessert werden kann. Es gab eine Zeit, da wurden Arbeitslose nach Berufsgruppen sortiert und nicht nach den Anfangsbuchstaben ihres Nachnamens. Mein Eindruck der Berufsberater ist eh, dass sie von den meisten Berufen, die sie vermitteln sollen, keine Ahnung haben.
-
Miranda H.
Ich bin Alleinerziehende dreier Kinder die keinen Unterhalt vom Vater erhalten. Trotz Arbeit ist es mir nicht möglich aus Hartz4 zu kommen. Ich werde trotz Arbeit genauso behandelt, wie Menschen die nicht arbeiten wollen. Trotz Arbeit werde ich gezwungen Einverständniserklärungen zu unterschreiben, wo drin steht, das ich alles tun soll um mehr Geld zu verdienen. Man sollte froh sein das man arbeiten geht. Des Weiteren wurde mir ein zu hohes fiktives Einkommen angerechnet, so daß ich am Monatsanfang nach Abzügen nur 150,- Euro zur Verfügung bis zum Kindergeld hatte. Des Weiteren sind meine Berechnungen falsch gewesen, was erst durch eine neue Mitarbeiterin aufgedeckt wurde und es eine extrem hohe Nachzahlung an mich ausmachte. Auch finde ich, das man sehr unter Druck gesetzt wird und die Würde der Menschenrechte sehr oft verletzt wird, in dem man die Grundsicherung noch sanktioniert.
-
Alexander L.
Studium: B.Sc. in Physik, M.Sc. in Erneuerbare Energien Abschluss: B.Sc. in Physik Erster Termin aufm Amt mit Sozialarbeiter: Androhung von Lagerarbeit (kein Witz, genau diese Wortwahl. Zeuge: Sozialarbeiter), weil ich gleich klar gemacht habe, dass ich meine Grundrechte incl. freier Arbeitsplatzwahl kenne und mich nicht versklaven lasse, "Hochwertige" Jobs wie bei Siemens an einem ruhigen Büro/Laborplatz ablehne (für mich sind diese Konzerne Teil des großen Problems) und nicht gewillt bin, meine Heimat zu verlassen. Grund genug für diesen Staat die Lagerkeule aus dem Geschichtsbuch zu ziehen.
-
Felicitas W.
Meine Geschichte habe ich aufgeschrieben in dem Buch: "Briefe an ein Paralleluniversum": Maximiliane Wunder-Licht versteht die Welt nicht mehr. Alle bildungsbürgerlichen Werte, die für sie ihr Leben lang selbstverständlich waren, werden plötzlich mit Füßen getreten. Hauptsache die Reichen werden immer reicher. Damit das Ganze aber nicht gleich so auffällt, gelten die Gesetze eines Managers. Das Schöngerede der Politiker macht daraus dann glatt einen Sozialstaat. Und am Ende, steht die willig vollstreckende Verwaltung. Sie macht aus Maximilian eine hilfebedürftige Kundin und plötzlich wird ihr Leben zum unlösbaren Problem. Dabei ist es nicht in erster Linie das wenige Geld, das ihr Leben ins Chaos stürzt, sondern es sind Schubladendenken, Kriminalisierung, Überwachungswahnsinn und die damit verbundenen Schikanen. Maximiliane Wunder-Licht wehrt sich auf ihre Weise, ganz nach dem Motto: "Das beste Mittel, den Teufel auszutreiben, wenn er der Schrift nicht weichen will, ist, ihn zu verspotten und auszulachen, denn Verachtung kann er nicht ertragen." (Martin Luther) In Form von mehr oder weniger satirischen Briefen an den Geschäftsführer des Paralleluniversums ARGE, stellt Maximiliane Wunder-Licht die Denkweise der Verwaltung auf den Kopf oder zumindest doch in Frage und verteidigt unser Grundgesetz.
-
Klara F.
Ich bin in der IT Branche tätig und dort leider sehr häufig über Zeitarbeits- oder Personalvermittlungsfirmen tätig. Deswegen habe ich in den letzten 3 Jahren nie ein komplettes Jahr am Stück arbeiten dürfen, um ALG1 zu beziehen. Den letzten Job habe ich Ende letzten Jahres durch einen schweren Betriebsunfall verloren, da der Betrieb geschlossen werden musste. Zum einen erhalte ich vom Jobcenter ausschließlich Jobangebote für Callcenter und wurde auch schon vor Ort zu Bewerberrunden mit Callcenter-Firmen eingeladen. Wenn ich mich weigern würde, mich dort zu bewerben, müsste ich mit Sanktionen rechnen, auch wenn die Tätigkeit nicht meinem Berufsbild entspricht. Die Aussage ist dann immer: "Da arbeiten sie doch auch am und mit Computern". Zum anderen erhalte ich momentan 22,50 Euro ALG2 im Monat, da meine Freundin für mich aufkommen soll. Wir wohnen seit Februar genau ein Jahr zusammen und sind damit eine eheähnliche Gemeinschaft. Blöd nur, dass meine Freundin 1500 Euro Netto verdient und zusätzlich Bafög und einen Privatkredit abbezahlt. Diese 500 Euro weniger vom Netto werden überhaupt nicht berücksichtigt. Dazu kommt mit 100 Euro Ihre Fahrkarte, damit sie zur Arbeit fahren kann. Abzüglich Miete, Nebenkosten und Versicherungen bleiben Ihr gerade knapp 100 Euro übrig, mit denen sie nun auch noch komplett für mich aufkommen soll. Im Augenblick ist Ihr Dispo mit -500 Euro voll ausgeschöpft und der einzige Kommentar vom Jobcenter dazu ist: "Trennen Sie sich doch von Ihrer Freundin und ziehen aus, dann bekommen Sie auch wieder Geld von uns".
-
Himid K.
Ich bin Ingenieur mit 3 Ingenieurabschlüssen. Nach einem durch Mobbing erlittenen Schlaganfall als Beschäftigter im öffentlichen Dienst wurde ich durch eine gefakte Story arbeitslos. Versuchte eine Selbständigkeit im Bausektor, die jedoch um die Jahrtausendwende nicht von Erfolg beschieden war. Danach Hartz IV. Hier sollte ich eine Umschulung zum Assistenten für Sekretärinnen machen, was ich ablehnte. Als ehemaliger Abteilungsleiter hatte ich mal selbst eine Sekretärin, da konnte ich beim besten Willen nicht Assistent einer Sekretärin werden. 1-Euro-Job habe ich gemacht: Katzenscheiße aus dem Sandkasten im Kindergarten entfernen. Tolle Karriere. Heute beziehe ich eine Rente unter 1.200 Euro. Jeder kann sich ausmalen wie das geht.
-
Anja R.
Ich habe wirklich schlimme Erfahrungen durch das Jobcenter und Sanktionen gemacht. Häufig fehlten Unterlagen oder meine Post kam nicht an. Mir wurde sogar von Seiten des Jobcenters gedroht, "wenn du diese EGV nicht unterschreibst, sanktionieren wir dich!" Die Aussicht auf noch extremere Sanktionen verstärken nur die Angst, die ich sowieso schon habe. Ich bin alleine und kenne meine Rechte nicht, dadurch fühle ich mich dem Jobcenter vollkommen ausgeliefert. Ich leide unter massiven Existenzängsten. Hinzu kommt, dass ich angefangen habe Pfandfllaschen zu sammeln. Das ist mehr als erniedrigend für mich.
-
Hüseyin K.
Ich sollte ohne mein Wissen und ohne meine Zustimmung auf Erwerbsunfähigkeit getest werden. Außerdem wurden mir die amtsärztlichen Untersuchungsergebnisse vorenthalten und es gab keine ausreichende Aufklärung darüber, was die Ergebnisse bedeuteten. Auch die fehlende und unzureichende Kommunikation der verschiedenen Sacharbeiter*innen untereinander führen immer wieder zu großen Schwierigkeiten.
Die Sanktion war für mich wirklich schrecklich. Vor allem die verzögerte Inkenntnissetzung ist so schwer zu bewältigen. Wenn man mit dem wenigen Geld, das man bekommen soll, rechnet und das aber einfach weg bleibt, was soll man da machen? Ich musste hungern, weil ich mir nichts zu Essen kaufen konnte. Wie hätte ich sonst meine Miete und Strom bezahlen sollen? Zum Glück gab es jemanden, der mir in dieser Zeit helfen konnte.
-
Andreas F.
Für mich bedeutet Hartz IV unrechtmäßige Forderungen und keine Förderung! Ich wünsche mir ein Sozialsystem, dass die Grundrechte ernst nimmt. Ich möchte wirklich gerne arbeiten, aber nicht, wenn mir das Geld dafür dann sowieso wieder gekürzt und verrechnet wird. Es lohnt sich nicht, 6-8 Stunden pro Tag für nichts wegzuwerfen.
Ich musste mein Abitur abbrechen, weil ich mitten in den Prüfungen keine Leistungen mehr von der ARGE erhalten habe und meine Existenzsicherung erstmal im Vordergrund stand. Ich fiel in eine Lücke zwischen ALG II und Bafög, obwohl ich jahrelang ALG II bezog, während ich zur Schule ging und ich vorher nie einen Antrag auf Bafög stellen musste. Außerdem wurde meine Hochschulausbildung nicht finanziert. Es wurde "psychische Labilität" und Abbruch befürchtet. Dabei war Tonmeister mein Traumberuf! Ich wurde zu verschiedenen Tests und Praktika geschickt, aber letztendlich wurden mir nur Steine in den Weg gelegt. Ich versuche nun meinen Weg als Youtuber zu gehen und wehre mich künftig gegen Sanktionen und Zwangsarbeit. Warum werde ich in meiner freien Berufswahl und in der Entfaltung meiner Persönlichkeit so stark eingeschränkt?
-
Oliver L.
Obwohl ich mich auf eine vom Jobcenter vermittelten Stelle bei einem Unternehmen beworben hatte, wurde ich sanktioniert. Also versuchte ich, der Sache auf den Grund zu gehen. Dabei musste ich feststellen, dass es die Firma, bei der ich mich beworben hatte, gar nicht mehr gibt. Wie kann ich da trotzdem sanktioniert werden? Diese Willkür der Jobcenter erschreckt mich immer wieder von neuem. Vor allem, da ich davor nie sanktioniert wurde. Nach meinem Umzug gab es dann aber eine neue Fallmanagerin und prompt die erste Sanktion. Mein erster Fallmanager ist versetzt worden.
-
Melanie U.
Ich habe nach einem halben Jahr eine Rückzahlung von 6.500 Euro bekommen. Kann sich jemand vorstellen, wie viel Geld das ist, das mir in den letzten Monaten zum Leben gefehlt hat? Und alles nur, weil die ARGE meine Post ignoriert hat. Da ich lediglich Aufstockering bin und zwei Töchter habe, renne ich eigentlich nur zwischen Job und Kindern hin und her. Meine Briefe schreibe ich dann ohne vorher noch die geigneten Formulare beim Jobcenter am anderen Ende der Stadt eingesammelt zu haben. Ich war zwei Monate mit der Miete im Rückstand und kann nur froh sein, dass meine Vermieterin so verständnisvoll ist.
-
Kerstin F.
Ich habe zwei Kinder alleine groß gezogen (ein Kind ist schwerst-mehrfach behindert), ich habe einen Beruf erlernt (Groß- u. Außenhandel) und habe ganztags gearbeitet. Ich stand mit beiden Beinen im Leben. Durch ein einschneidendes Lebensereignis war nichts mehr in meinem Leben wie es einmal war. Ich möchte nicht bemitleidet werden, ich möchte nur mitmenschlich behandelt werden. Die verhängten Sanktionen wurden von einem Mitarbeiter der Arge in die Wege geleitet. Er fragte mich, was ich bisher gelernt habe. Ich antwortete ihm, dass ich unter anderem bei der FAW eine Fortbildung/Ausbildung zur Arbeitsvermittlerin gemacht habe. Als ich dem Mitarbeiter das mitteilte, wurde dieser sehr ungehalten: "Sie haben ja nicht einmal Abitur - wenn man als Arbeitsvermittlerin tätig sein will, muss man studiert haben." Seine unmögliche Schlussfolgerung war: "Sie können momentan lediglich als Toilettenfrau eingesetzt werden." Für mich wäre es sehr wichtig, keine Angst vor dem nächsten ARGE-Besuch haben zu müssen. Außerdem möchte ich nicht, dass mich jemand dazu zwingt als Toilettenfrau zu arbeiten. Ich hätte große Probleme damit, vielen fremden Menschen zu begegnen.
-
Marco S.
Durch die Sanktion hatte ich kurzzeitig Ebbe im Geldbeutel. Und ich bin alleinerziehender Vater. Wie kann es sein, dass dabei auch das Geld des Kindes gekürzt wird? Ich musste dadurch meinen Sohn im Kindergarten vom Essen abmelden, ich konnte nichtmal diesen Betrag aufbringen. Mir wurde daraufhin von den Erzieher*innen nahegelegt, die Kinder erstmal zu Hause zu behalten. Es gibt da ämlich eine neue Regelung die besagt, dass das Jugendamt informiert werden muss, wenn die Kinder vom Essen abgemeldet werden. in was für einer Welt leben wir eigentlich? Ich kann auch nicht nachvollziehen, warum haben Kinder einen geringeren Bedarf haben sollten als Erwachsene. Ich bin mit einer Hose über Jahre hinweg zufreden. Mein Sohn braucht ständig neue Hosen. Er tobt und spielt und kriecht und klettert. Dabei gehen die Hosen regelmäßig kaputt, außerdem wächst er ja noch.
-
Alexander T.
Ich verstehe nicht, wieso das Hartz 4-Gesetz so schlimm ist. Ich habe mir echt Mühe gegeben im Leben und habe sehr hart gearbeitet. Dann bin ich arbeitslos geworden und musste alles worauf ich stolz war aufgeben, vor allem meine Wohnung. Das Jobcenter fand sie zu teuer und ich musste ausziehen, in eine andere in der ich mich nicht wohl gefühlt habe. Ich bin deswegen auch krank geworden und depressiv. Außerdem habe ich eine Lese-Schreib-Schwäche, aber das Jobcenter hift mir nicht bei meinen Bewerbungen. So werde ich stattdessen immer wieder sanktioniert. Dabei würde ich viel lieber in die Schule gehen und noch etwas lernen.
-
Sabine R.
Ich würde mir wünschen, dass auch die individuelle Situation betrachtet wird. Bei mir sind zum Beispiel Kinder im Spiel, die eine Trennung der Eltern verkraften mussten und endlich wieder ein geregeltes Leben haben. Unsere Wohnung ist ohne Balkon im Dachgeschoss und nun wirklich kein Traum. Aber das ist unser Zuhause und ich weiß, es bedeutet meinen Kindern unendlich viel hier zu wohnen. Ein Umzug würde unglaublich viel Unruhe reinbringen und meine Kiner erneut durchrütteln. Außderdem zöge das unter Umständen sogar einen Schulwechsel mit sich. Das ganze SGB II lässt keine Einzelfallenscheidungen zu, was ich schlecht finde. Ich wüsste aber auch nicht, wie es besser gehen kann. Eigentlich habe ich mich damit abgefunden, dass ich nicht aus Harz4 rauskomme, so lange meine Kinder noch in der Auslbildung sind. Aber diese Trostlosigkeit und diese Auswegslosigkeit machen mich manchmal ganz verrückt.
-
Jenny M.
Es ist mir aktuell nicht möglich notwendige Rücklagen zu bilden um dem Leben gerecht zu werden, wenn Rechnung entstehen die ich nicht einkalkulieren kann und Rücklagen für Versicherungen u.ä. zu bilden. Was mir ein permanent schlechtes Gefühl macht. NOCH hab ich ein Auto, das werde ich bald abstossen müssen, weil ich die Rücklagen für die Versicherung nicht bilden kann, was mich auf dem Arbeitsmarkt aber NOCH unattraktiver macht und mich einschränkt in der Wahl meiner Arbeitsorte. Wie kann man aus diesem Kreislauf ausbrechen? Ich habe im Monat gerade mal 200 Euro mehr durch das Arbeiten, ich bin Aufstockerin. Dabei arbeite ich ja sogar vier Tage in der Woche und ungefähr 100 Stunden im Monat. Wenn man alles miteinberechnet, komme ich aber trotzdem nur auf einen Stundenlohn von 2,50 Euro. Trotz Mindestlohn! Ich kann sehr gut verstehen, dass viele das nicht machen möchten. Den ganzen Krampf und Stress mit der ARGE hat man ja trotzdem an der Backe! Aber es fühlt sich ja auch gut an, wenn man arbeiten geht. Und ich will nicht abhängiger sein, als ich muss.
-
Sven G.
Letztes Jahr hat ein übereifriger junger Mann in der Leistungs-Abteilung einfach ohne irgendeinen rechtsfähigen Bescheid einfach mal kurz für 14 Tage meine bewilligten Leistungen gesperrt! Es brauchte keine Sanktion, um mir von heute auf morgen einmal kurz die Lebensgrundlage zu entziehen! Waheguru sei dank habe ich einen guten Rechtsanwalt!